"Wer ist da? Wer ist eigentlich anwesend?" Diese Frage stelle ich mir ab und zu wenn ich unter Menschen bin. Manchmal finde ich jemanden, oft aber auch niemanden. Natürlich kann ich das nicht mit hundertprozentiger Sicherheit beurteilen. Es ist mehr so ein Spiel und am Schluss befasse ich mich auch mit mir selbst und sorge dafür, anwesend zu sein!
Ein paar Beispiele der letzten Tage:
Ein Ausflugsrestaurant liegt an einem See mit schönster Aussicht und die Sonne scheint wunderbar. Die Sitzplätze mit bester Aussicht sind heiss begehrt. Manchmal warten die Gäste gar mit absitzen, bis so ein Superplatz frei wird.
Ich schaue in die Runde und höre den Gesprächsfetzen, die ich auffangen kann, zu. Oft ergibt sich dann folgendes Bild: Keiner schaut auch nur in die Richtung der schönen Landschaft! Die Leute betrachten die anderen Leute, sind mit ihrem Mobile, dem Hund, dem Essen und trinken und was auch immer beschäftigt. Und die Gespräche befassen sich mit irgend was. Am Ende stehen sie auf und gehen, ohne etwas gesehen zu haben. Zumindest scheint das so zu sein.
Anderes Beispiel:
In einem Berg-Panorama- Restaurant spielt Musik. Draussen ist es kalt und unfreundlich, aber trotzdem haben viele Gäste das Gefühl, sie müssten kurz auf die Terrasse gehen, um nichts verpasst zu haben. Die Terrassentüre geht automatisch zu. Eine kräftige Feder sorgt dafür, dass die Türe schnell schliesst. Allerdings gibt das einen ziemlichen Knall und die ganze Fensterfront zittert wie bei einem Erdbeben.
Ich schaue und höre dem munteren Geknalle zu und denke, wenn einer reinkommt und zumindest versucht die Türe anständig zu schliessen, dann stehe ich auf und gehe ihm gratulieren!
Da kommt ein zirka fünfzig jähriger, grosser Mann mit einer Zigarettenschachtel in der Hand und geht in Richtung Terrassentüre. Ich sitze neben der Türe und deshalb kommt er von vorne direkt auf mich zu. Ich habe total das Gefühl, dass der "anwesend" ist! Und siehe da, er geht raus und schliesst die Türe bewusst geräuschlos.
Ich erzähle die Geschichte meiner Frau, wir bezahlen und verlassen das Restaurant. Ich gehe noch schnell auf die Toilette. Ich versuche die Eingangstüre zu öffnen, aber da versucht schon einer von der anderen Seite her rauszukommen. Ich lasse den Türgriff los und vor mir steht der vorhin erwähnte Herr. Soll ich ihm jetzt gratulieren wegen der Terrassentüre von vorhin? Leicht verwirrt trete ich beiseite, damit er rauskommen kann. Er macht einen Schritt zurück und besteht darauf, dass ich sein Angebot der aufgehaltenen Türe akzeptiere. Was ich dann auch gerne tue.
Mit Menschen, die ich als "anwesend" empfinde, bleibe ich verbunden.
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Etwas ähnliches passiert mir oft auch im "Garten". Ich begegne Menschen, welche sich dort aufhalten, ohne anwesend, ansprechbar zu sein. Aber das liegt vielleicht auch an mir. Vielleicht bin ich nicht so ganz dort, wenn ich dort bin. 🤔
(03.10.2017)
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