Montag, 11. Juni 2018

Vom Wandern

Wie ich gerade so am Wandern bin, dachte ich, ich könnte doch ein paar Gedanken dazu posten...

Die Landschaft ist schön und es geht recht steil bergan. Ich schnaufe und schwitze. Da höre ich Schritte hinter mir. Es kommt einer in Laufschuhen und ohne Rucksack. Er rennt leichtfüssig an mir vorbei den Berg hoch! Kurze Zeit später kommt eine Gruppe Velofahrer den gefährlich steilen Bergweg runter. Voller Verwunderung schaue ich diesen Lebenskünstlern zu. Der eine fährt dann mit der Gondel wieder runter, die anderen mit der Gondel wieder hoch.
Ich bin jedoch auf einer langen Wanderung, einer mehrtägigen. Eigentlich einer mehrjährigen, einer die sich über zahllose Leben hinweg erstreckt.
Es ist eine einsame Sache, aber zwischendurch trifft man auch andere Wanderer. Insbesondere in den Bergrestaurants, den Hotels und Resorts hat es zahllose Menschen, welche einen Zwischenstop einlegen. Eigenartigerweise ist in diesen Bergdörfern alles gratis, so eine Art "all inclusive". Man kann auch sehr lange an solchen Orten bleiben. Aber früher oder später will oder muss jeder weiter. Und dann schnauft und schwitzt man wieder. Das Wandern ist nicht gratis zu haben.

Es ist eine eigenartige Geschichte und das was andere schon versucht haben über diese Wanderung zu schreiben, tönt nicht weniger seltsam.
H. P. Blavatsky verfasste eine Wegbeschreibung basierend auf der tibetanischen Version vom "Buch des Dzyan" des Daoisten Ly-tzyn. Das tönt im ersten Band ihrere Geheimlehre (1888), der Kosmogenesis, in Strophe VII, folgendermassen: "1. Siehe den Anfang des fühlenden formlosen Lenbens. Zuerst das Göttliche Vehikel, das Eine von dem Muttergeiste (Atman), dann das Geistige (Atma-Buddhi). Die Drei von dem Einen, die Vier von dem Einen, und die Fünf, von welchen die Drei, die Fünf und die Sieben. Diese sind die dreifachen und die vierfachen abwärts Steigenden; die aus der Seele geborenen Söhne des Ersten Herrn, die leuchtenden Sieben (die sieben schöpferischen Rishis, die jetzt mit dem Sternbilde des grossen Bären in Verbindung stehen). Sie sind es, welche da sind: Du, Ich, Er, o Lanoo! Sie wachen über dich und deine Mutter, Bhumi (Erde)."

Rudolf Steiner spricht von 7*7*7*7*7=16807 Entwicklungsstufen. Momentan seien wir in der Germanisch-Angelsächsischen Epoche (1413-3573 n. Chr.), der fünften nachatlantische Kulturepoche.

Wie dem auch sei. Ich weiss es nicht.

Unterwegs auf der Wanderung sehe ich viel Schönes und auch sehr viel Skurriles, was ich nicht verstehe. So traf ich kürzlich oberhalb einer Felswand einen Wanderer, der behauptete, er sei ein Steinbock und beschlossen hatte, nicht mehr weiter zu gehen. Ich staunte und meinte:
"Pass bloss auf, dass du nicht abstürzest!"
"Warum sollte ich abstürzen! Ich bin ein Steinbock und somit absolut trittsicher. Zudem gefällt es mir hier sehr gut! Es hat genug Gras und die Aussicht ist herrlich."
Leicht verstört ging ich weiter.

Auf "der Karte des Rumtreibers" sehen die Wanderungen nochmals völlig anders aus. Man sieht dort, dass die Menschen kreisförmig wandern. Sie gehen in die Migros und wieder zurück. Sie gehen zur Arbeit und weider zurück oder verreisen in den Urlaub, nur um wieder zurückzukommen.

Was man allerdings auf dieser Karte nicht sieht, ist dass es grundsätzlich zwei Arten von Menschen gibt. Die einen verlassen das Haus und sind teilweise schon in der Migros und wenn sie dann in der Migros sind, sind sie grösstenteils schon wieder woanders. Die anderen, die Wanderer, gehen raus und schliessen das Haus ab für immer. Sie werden vielleicht nie mehr zurückkehren. Und wenn sie in der Migros sind, dann sind sie ganz in der Migros, falls sie da überhaupt ganz reinpassen. Und wenn sie wieder nach Hause kommen, dann bleiben sie dort für immer.

Die Einkaufszettel sehen ähnlich aus:
- Brot
- Milch
- Butter

Nur schreiben die, die bewusst wohin wollen, noch eine Titelzeile dazu. Es ist immer dieselbe: "Einkaufen bei Gott:".

Die einen leben sogenannt normal, die anderen sind am wandern, wollen wohin. Man sagt auch, sie sind am "Üben".

Das Schicksal stellt das Übungsmaterial bereit. Und sobald eine Übung einigermassen geht, dann kommt die nächste. Natürlich ist das für alle Menschen so. Nur sehen es nicht alle so. Muss man auch nicht...
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11.06.2018

Samstag, 9. Juni 2018

Wo ist der Einstieg zur Kletterwand?

Für mich war es immer "logisch", dass primär das Meditieren, die Gedankenstille,  der Schlüssel ist. Dann wurde ich auf meine Gefühle zurückgeworfen und in letzter Zeit richte ich meine Aufmerksamkeit sehr stark auf meinen physischen Körper.

Ich denke das Leben bewegt sich spiralförmig um eine senkrechte Achse. Rund um die Achse liegen vertikale Bereiche. Bei jeder Umdrehung um die Achse wird jeder Bereich gestreift. Man sieht also immer wieder dasselbe, aber als neuer, gereifter Mensch und dadurch sieht auch die Welt immer wieder anders aus. Falls jedoch in einem der Bereiche ein ungelöstes Thema ansteht, dann geht es nicht weiter aufwärts und man dreht nochmals eine Runde auf demselben Niveau. Deshalb kann einem das Leben auch als langweilig erscheinen. Es passiert immer dasselbe, man kommt mit allem recht gut zu Rande, aber in dem Moment indem das anstehende Thema erscheint, mache ich kurz die Augen zu und schon geht es wieder weiter mit den altbekannten Sachen der anderen Bereiche. Das Schicksal denkt sich dann meist etwas aus, so dass man bei der nächsten Drehung so richtig stolpert, wenn das ungelöste Problem wieder auftaucht.

Die grossen Seelenbereiche sind das Denken, Fühlen und Wollen. Dann haben wir aber auch den Bereich des eigenen Körpers, die Natur, den Kosmos, die Mitmenschen und andere Wesen. Es gibt zahllose Bereiche und auch so Worte wie "Fühlen" sind von unermesslicher Reichhaltigkeit.

Das heisst, dass die Arbeit, das Üben in den Bereichen nie aufhört. Nur sieht man denselben Bereich immer wieder mit neuen Augen und von einer höheren, weiteren Warte aus.

Ich habe ein eigenes Messystem aufgestellt um festzustellen, ob es weiter geht mit mir oder nicht. Es besteht aus sich äusserlich möglichst exakt wiederholenden Umständen. Beispiel: Ich stehe bei unserer Busstation und warte ein zwei Minuten auf den Bus. Hinter mir der Bach mit Bäumen, vor mir die wenig befahrene Landstrasse und gleich anschliessend riesige Bäume. Ich stehe da und dann kommt meist folgendes Gefühl: "So wie ich jetzt hier stehe, in diesem Gefühlszustand, in diesem Seelen-Körperzustand, so war es noch nie! Es ist total anders als 'sonst'". Und wenn alles gut läuft, dann "wiederholt" sich dieses Gefühl der Neuheit, der Frische, der Andersartigkeit, wieder und wieder.

Die Gefühlsarbeit z. B. wird nie aufhören, nur ist mein Wissen über und mein Umgang mit den Gefühlen immer wieder anders. Man wird erfahrener. Dazu gehört auch die Erfahrung, dass man eigentlich "nichts" weiss und dass jedes Wissen tausend neue Fragen enthält.

Wichtig scheint mir eigentlich nur, dass man nichts ausblendet, dass man nicht meint, dass das was man erlebt sei zufällig und für mich bedeutungslos. Es gibt auch kein absolutes richtig und falsch. Jedoch ein mit meinem sich entwickelnden Gewissen stimmiges Verhalten.

Ich will nicht behaupten, dass es unmöglich ist, einen Bereich ganz auszublenden. Aber meist kommt das nicht gut. Berühmte Beispiele sind die Sexualität und die sog. unangenehmen oder gar "bösen" Gefühle. Vielleicht kann man sich die "wegdenken", aber das kostet viel Kraft und führt zu einem verkümmerten, verkrüppelten, Menschen.

Ich versuche ein Beispiel zu machen:
Ich sehe eine Pflanze immer wieder auf meinem Spiralweg nach oben.
1. Runde: "Das ist ein Unkraut! Am besten reisst man es aus, bevor der ganze Garten voll davon ist."
2. Runde: "Eigentlich blüht dieses Unkraut recht schön"
3. Runde: "Selbst wenn ich ein paar Exemplare wachsen lasse, geht mein Garten nicht unter"
4. Runde: "Eigentlich ist dieses Unkraut auch ein Heilkraut"
5. Runde: "Ich pflanze jetzt das Unheilkraut an!"
6. Runde: "Ich verbinde mich mit der Pflanze, ich spreche mit ihr"
7. Runde: "Die Pflanze wächst jetzt auch in meinem inneren Garten"
8. Runde: "Wo immer ich dieser Pflanze begegne, fühle ich Gott"

Es kann aber folgendes während der ersten Runde passieren: Nachdem ich das Unkraut ausgerissen hatte, brachte mir ein Nachbarskind ein kleines Blumensträusschen. Ich jage das Kind zum Teufel, denn ich habe mehr als genug Blumen im Garten und erst noch viel schönere!
2. Runde: Nachdem ich wiederum fertig war mit dem Unkrautvernichten, fing jemand an wunderschön Geige zu spielen. Ich rufe die Polizei! So kann das nicht weitergehen! Es kann doch nicht jeder einfach lärmen wie er will!
3. Runde: Nach erfolgreicher Jätaktion gehe ich wandern. Es ist heiss und ich habe einen riesigen Durst. Ich treffe jemenden den ich kenne und er offeriert mir seine Wasserflasche. Natürlich lehne ich ab. Dann geht alles plötzlich schnell. Ein Stechen in der Brust, ich falle um, ein Hund findet mich, der Helikopter bringt mich ins Spital. Es ist gerade nochmals gut gegangen. Aber wenn ich jetzt die Hilfe nicht dankend annehme sondern nur über das schlechte Spitalessen lamentiere, dann macht das Schicksal Schluss uns es findet keine vierte Runde mehr statt in diesem Leben.

In den letzten Monaten habe ich mich fast Tag und Nacht mit dem Spüren der körperlich (?) wahrnehmbaren Energieströme befasst. Natürlich nicht zum ersten mal! Vor vierzig Jahren übte ich mich im Handauflegen, gründete eine Art Heilerfirma mit eigenem Konto, Postfach und Stempel. Und immer wieder befasste ich mich mit der Erforschung dieses Bindegliedes zwischen physischem und "geistigem" Körper. Aber dieses Konzept mit Ätherleib, Astralleib, usw. ist nur von beschränktem praktischem Wert! Gefühle wie Wut und Trauer usw. sind bereits sog. astrale Phänomene. Körper, Energie, Feinstoff, Licht usw. sind alles Spiegelungen derselben Realität.

Das Erspüren der physischen Körperwelt ist ein unendliches Thema. Die Grundübung tönt total banal:
1. Setze dich oder lege dich hin (geht natürlich auch sonst... Ich beschreibe das Vorgehen hier so klobig wie möglich.)
2. Entspannung
3. Pratyahara, das Zurückziehen der Sinne vom Herumwandern und die ganze Aufmerksamkeit auf einen Körperbereich (z. B. linker kleiner Finger) legen
4. Völlig abtauchen und spüren wie der Finger taub (bewusstlos) wird
5. Die Energie, Prana, Qi, in den Körperbereich fliessen lassen bis der Bereich voll ist. Bis es prickelt. Bis es leuchtet. Ich nenne das "magnetisieren". (yoga nidra)

Dann den Bereich der Aufmerksamkeit ausdehnen. Den ganzen Rücken, den ganzen Körper innert einer Sekunde bewusst magnetisieren.

Es gibt eine eigenartige Abbildung der äusseren Welt in diesem Energiekörper. Man  kann auch noch die Umgebung mit spüren. Usw. Ein unendliches Thema.

Aber wie das Leben so spielt, gerade in den letzten Tagen kam wieder die riesige Sehnsucht nach still sitzen, nach dem Hineinhören in die Gedankenstille, auf.

So ein bisschen Hatha-Yoga und meditieren mache ich täglich, aber die anderen Übungen varieren phasenweise

Ich denke dass heute für die meisten Menschen der Einstieg über die Gefühlsarbeit der Effizienteste ist. Allerdings braucht es ein gutes Coaching. Im Alleingang ist das am Anfang eher schwierig.

Mit den Gefühlen landet man dann automatisch im Körper (Tränen; rot vor Wut; bebendes Lachzwerchfell; usw.). Die Geistigkeit des Körpers wird meist übersehen! Körper ist verdichteter, kondensierter Geist!

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SA, 09.06.2018

Donnerstag, 10. Mai 2018

Exit - Suizid von Prof. Goodall

In den letzten Tagen hatte ich ein paar interessante "Gespräche" rund um Exit, dem Prof. Goodall sei Dank!

Ich hatte mir erlaubt ein paar Kommentare dazu zu schreiben und gewisse wurden gleich wieder gelöscht. Ist vielleicht auch besser so. Wahr ist das, was die Mehrheit für wahr hält! Und ich will keine schlafenden Hunde wecken.

Ein Post von mir an ein international bekanntes Medium lautete folgendermassen:

"Lieber ...,
so wie ich gelesen habe, glaubte Herr Goodall an nichts Geistiges wie z.B. ein Leben nach dem Tod oder an eine Seele etc. Wird er trotzdem irgendwo ankommen? Hast du ihn auch "kontaktiert" am Lebensende? Siehst du seine jetzige Situation auch? Ich sah bis jetzt nichts sehr Positives. OK, meist ändert sich das nach ein paar Tagen. So starb letztes Jahr ein krebskranker Freund von mir durch Exit und an seiner Beerdigung war er schon wieder guter Dinge. In anderen Fällen hängen die "Exitler" und andere Selbstmörder aber immer noch irgendwo herum. Sie sind oft, zumindest für mich, nicht ansprechbar. Sie sind und bleiben teilweise bis sich ihre "Restseele" ganz aufgelöst hat irgendwo hängen. Ich befürchte, dass es Herrn Professor Goodall, trotz seinem Namen, ähnlich gehen wird.
Gruss Markus"

Antwort:
"Ich habe verschiedene Bekannte und Verwandte die mit Exit oder anderen Organisationen gingen und keiner von dessen Seele hatte irgendwelche Probleme danach. Die Vorurteile betreffend freiwilligem Abgang sind sehr christlich. Früher wurden solche Menschen nicht auf Friedhöfen beerdigt. In verschiedenen Kulturen ist der freiwillige Schritt ganz normal."

Émile Durkheim (1858-1915) verfasste 1897 die berühmte Studie, "Le suicide". In dieser soziologischen Arbeit unterschied er vier Typen der Selbsttötung:
1) Der egoistische Selbstmord ist Ausdruck der mangelnden Integration in eine Gemeinschaft.
2) Altruistische Selbsttötung ist demgegenüber Ausdruck einer zu starken Bindung an Gruppennormen.
3) Anomische Selbsttötung spiegelt die moralische Verwirrung des Individuums wider, seinen Mangel an gesellschaftlicher Orientierung, oft verbunden mit dramatischem sozialem und ökonomischem Wandel. 
4) Fatalistische Selbsttötung ist das Gegenteil des anomischen. Hier ist ein Mensch in extremem Maße eingeschränkt und erfährt seine Zukunft als vorbestimmt, seine Bedürfnisse werden erstickt.

Das Exit-Phänomen gab es damals noch nicht. Aber alle vier von Durkheim erwähnten Ursachen können zu diesem modernen Selbstmordtyp führen.

Alfred Hoche (1865–1943) prägte 1918 den Begriff "Bilanzsuizid" als eine überlegte Suizidhandlung gesunder Menschen, als Akt freier Willenshandlung. Dabei wird die eigene Lebensbilanz als negativ gewertet und als Resümee der selbstgewählte Tod gesucht. Alterssuizid und Suizid wegen unheilbaren Krankheiten, wird dazu gezählt.

Ein Suizid via Exit kann somit als Bilanzsuizid aufgefasst werden. "Es rechnet sich nicht", weiterzuleben, könnte man dazu sagen. Oder anders gesagt, man sieht rational keinen anderen Ausweg.

Klaus Dörner (* 1933) schrieb 1993, ihm sei noch kein einziger Fall einer Selbsttötung bekannt geworden, der als Bilanzsuizid hätte bezeichnet werden können, und schloss daraus, dass es einen kalkulierten Suizid nicht gebe. Bilanzsuizide existieren nach seiner Auffassung daher nur im individuellen Empfinden der Suizidenten.

"In der wissenschaftlichen Forschung gibt es eine Kontroverse, ob es einen Bilanzsuizid in reiner Form überhaupt gibt. Der Mediziner und Soziologe Klaus Dörner behauptet, dass der Suizid die Konsequenz eines Leidens ist und daher nicht als Akt freier Willensbildung einzuordnen sei. Der Betroffene handle aus einer subjektiv als Zwangslage empfundenen Situation heraus. Einen Bilanzsuizid im Sinne einer bewussten, freien und objektiv nachvollziehbaren Entscheidung zum Tod gebe es deshalb nicht.

Eine andere Ansicht vertritt der Ethiker Dieter Birnbacher: „ (…) auch wenn solche Suizide statistisch eher selten sind, kann doch nicht an ihrer Realität gezweifelt werden… Eindeutige Beispiele für wohlerwogene Suizide sind die von terminal Kranken, die sich der qualvollen Endphase der Krankheit durch Suizid entziehen wollen. Hier ist zwar die Krankheit eine Bedingung dafür, den Suizid zu wollen, aber das heißt nicht, dass das Wille des Kranken selbst krank oder gestört ist (…)".in: Wiesing, U. (Hrsg.): Ethik in der Medizin. Ein Studienbuch. Reclam, Stuttgart 2008, S. 197"

Quelle: https://www.dghs.de/wissen/lexikon-a-z.html?type=0&uid=9&cHash=067832f996b7a32d53c0a3fb45246e72

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Ein etwas pragmatischeres Gespräch hatte ich letzte Nacht mit einer Bestatterin:
"Ich bin Bestatterin und habe sehr grosse Mühe mit Exitfällen. Es ist beinahe Hip mit Exit zu gehen!

Ich bin nicht für Exit. Die Energie im Raum eines Exitgegangenen ist nie eine Gute ...

Aber es ist nicht logisch erklärbar. Ich hole Exittote nicht gerne ab.

Ich glaube, man muss nicht täglich mit dem Tod konfrontiert sein, ein gesunder Menschenverstand reicht schon aus.

Ich lass mich meist nicht emotional ein, aber Exitfälle nerven mich.

Exit ist so "anerkannt" in der Gesellschaft und ich finde das eine ungute Entwicklung."

(Donnerstag, Auffahrt, den 10. Mai 2018)

Dienstag, 27. März 2018

Im Horizont berühren sich Himmel und Erde

Wo ist das Glück, die Glückseligkeit? Wo ist der Himmel auf Erden? Wie komme ich in den Himmel ohne die Erde verlassen zu müssen?

Am Horizont treffen Himmel und Erde zusammen! Gehe einfach in Richtung Horizont und du wirst den Himmel finden.

Aber mit jedem Schritt den du Richtung Horizont tust, weicht dieser einen Schritt weiter weg. Die Menschen rennen dem Horizont hinterher und erreichen ihn doch nie. Das Glück bleibt zu Lebzeiten unerreichbar.

Jenseits der Berge ist es schöner, jenseits des Ozeans werde ich glücklich sein. Einfach nur weg von hier. Immer weiter und weiter. So denkt man.

Es gibt noch eine zweite Stelle wo Himmel und Erde sich berühren. Das ist der Mensch. Er steht dazwischen. Die Füsse stehen auf dem Boden und der Kopf ist in der Luft.

Verbinde dich mit der Erde und dem Kosmos. Lass die Energie in beide Richtungen pulsieren und erfreue dich an diesem Schauspiel.

In der Mitte des Menschen ist das Herz. Die Kraft der Erde kommt beim einatmen durch die Füsse bis ins Herz, und geht mit dem ausatmen durch den Kopf in den Himmel. Der nächste Atemzug saugt die Himmelsenergie ins Herz und sendet sie dann in den Boden.

Im Herzen kannst du im Himmel auf Erden ruhen.

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(27.03.2018)

Dienstag, 20. März 2018

Der Wächter

Es schneit. Ich komme nach Hause und will schon die Türe öffnen, da sagt einer: "Wohin des Weges, Alter?"
"Ins Haus!"
"Wieso denn das?"
"Weil ich hier wohne und weil es drinnen hoffentlich warm ist."
"Wie logisch!", hänselt er mich.
"Und was machst du hier?"
"Ich passe auf."
"Auf dich oder das Haus oder was?"
"Auf alles."
"Darf ich jetzt rein?"
"Nur über meine Leiche."
"Soll ich dich zertreten?"
"Das kannst du nicht!"
Ich hebe den rechten Fuss, aber nein, zertreten kann ich ihn nicht.
"Siehst du!"
"Also was soll das? Willst du irgend was von mir? Vielleicht noch etwas mehr Schnee?"
"Nein, ist nicht nötig. Aber bleib hier!"
"Jetzt reicht's aber! Lass mich rein an die Wärme!"
"Du hast ja warm, sehr warm sogar."
"Ja, weil ich mich über das unsinnige Gespräch dermassen aufrege, dass mein Puls in die Höhe schiesst!"
"Ah, interessant. Erzähl noch ein wenig."
"Ja und da war mein ganzer langer Arbeitstag und überall Probleme und alles sollte viel schneller gehen und nichts funktioniert wie es sollte und Chaos und Kunstlicht und keine frische Luft und..."
"Und so willst du in dein Haus?"

Ich bleibe noch etwas stehen und schaue ihn an und ein Stern blinzelt zwischen den Schneeflocken. Dann schaue ich diesem lautlosen Schneien zu und nach einer Weile ist es als ob Schneeflocken durch meinen Körper rieselten. Immer neue weisse, kühle Flocken kommen von oben und sie purzeln durch meinen Körper wie durch eine Murmelbahn. Mal hier und mal dort rutscht eine Murmel nach unten und schon kommt die Nächste.

Schliesslich gehe ich doch ins Haus und der Wächter sagt nichts mehr. Aber ich glaube noch gesehen zu haben wie er sich umdrehte und mir leise zulächelte.
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(20.03.2018)

Sonntag, 18. März 2018

Über einen Pseudoguru

Anlässlich eines im Internet publizierten Videobeitrages eines konstant süffisant lächelnden Pseudogurus. Er philosophiert über Erleuchtung und die Erleuchteten.

Der intelligente junge Herr sieht nicht und spricht über etwas Sichtbares.

Begriffe haben eine Bedeutung, sie umgreifen etwas. Heute besteht, die Tendenz, sich aufzublasen, indem man sich selbst über die Begriffe erhebt, weil man nicht gewillt ist sich dehmütig mit ihnen auseinanderzusetzen. Anstatt sich einzugestehen, dass man vielleicht nicht alles begriffen hat, lässt man die Begriffe ins Leere laufen und man meint dann selbst umso schillernder dazustehen. Wahrnehmen, denken, wahrnehmen, denken, usw. das ist der Weg. Dabei stösst man immer wieder auf Stellen, wo die Begriffe die man kennt, versagen. Nach einer gewissen Zeit stellen sich dann meist Bilder und Metaphern oder Begriffe ein, die uns wieder etwas weiter forschen lassen.

Die "Geisteswissenschaft" ist eine Wissenschaft wie Biologie oder Chemie. Es gibt Beobachtungen, Experimente, Modellvorstellungen, Begriffe, usw. Wenn einer nun erzählt, dass es keine Atome gibt, nur weil er noch nie welche gesehen hat, der ist nicht sehr kompetent. Natürlich wissen wir, dass das Atom vor unseren Augen in tausend Einzelteile zerfällt, wenn man genauer hinschaut. Aber zur Erklärung gewisser chemischer Prozesse ist der Atombegriff durchaus hilfreich. Immer gleich jeden Begriff ablehnen, welcher nicht Gott ist, wirkt etwas unbeholfen. Umgekehrt ist es natürlich wunderbar provokativ zu sagen, dass alles nur Illusion ist und wer sich damit abgibt ist ein Idiot oder Egomane.

Der Text ist gut gemeint. Man soll nicht meinen, dass lebende oder tote Gurus, Heilige, Lamas, Buddhas, usw. Gott seien sondern dass deren Körper, Egos, Gedanken, Taten usw. nur von relativer Bedeutung sind. Das lernt man am ersten Tag in der Sonntagsschule. Aber nachher wird es dann dort zumindest interessanter, es geht dann um Gut und Böse, Himmel und Hölle, Engel und Teufel, Leben und Tod, und tausend Sachen dazwischen.

So, was ist nun Erleuchtung? Das ist ein bisschen wie jemandem zu erklären, was eine Farbe ist, obwohl er farbenblind ist. Und die, die Farben sehen, werden eventuell gleich losbrüllen und sagen, "der sieht aber auch alles durch eine rosarote Brille, und auf einem Auge ist er erst noch blind", oder so. Niemandem kann man es recht machen. Jeder sieht die Welt aus seiner Perspektive und es braucht ein wenig guten Willen, dass man einander wenigstens ein bisschen versteht bzw. zu verstehen meint. Erleuchtung ist einer dieser oft unverstandenen Begriffe.

Das Video fängt mit dem Bild an, dass Steine der "letzte Dreck" seien. Der Guru relativiert das dann mit der ins Lächerliche gezogenen Bemerkung, ausser wenn jemand vielleicht gar Steine wertschätzt. Das wäre ja schön, falls jemand sogar darin was göttliches sehen könnte. Wer sich wirklich anstrengt könnte vielleicht eines Tagas gar etwas wertvolles in den Steinen sehen...

"Erleuchtet ist man, wenn es da kein Selbst mehr gibt." Was er damit meint, weiss ich nicht. Vielleicht die Idee der Auflösung des kleinen Egos in etwas grösseres, "göttliches"?

Übrigens, jeder mit einem Facebook Account hat ein starkes kleines Ego. Wer sich an Egos stört, der zügelt am besten in eine Höhle ganz weit oben in den Bergen. Dort begegnet er vielleicht keinen Egos, ausser dem eigenen.

"Erleuchtet zu sein heisst, wie der Wind zu sein. Niemand bemerkt den Wind, ausser ..." er ist kalt oder so. Ja, das stimmt für die, welche den Wind nicht "sehen", man sagt hier "spüren".

"Nicht 'erleuchtet zu werden'. So etwas gibt es nicht." ... "Es offenbart sich vielmehr eine Realität, die nicht erfahren wird und kein Zentrum hat." Ziemlich starker Unsinn...

"Es gibt keine Erleuchteten in dieser Welt."

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Die Erleuchtung beginnt dann, wenn Teile der geistigen Welt beginnen sich als Bilder darzustellen. Wenn wir in unserem Tagesbewusstsein beginnen die "Traumbilder" der Seele wahrzunehmen. Wenn Teile der Astralwelt sich im Ätherkörper spiegeln. Dem Erleuchteten beginnt etwas aufzuleuchten, er beginnt Sachen zu sehen, welche für andere nicht existieren.

Die Erleuchteten können sich nicht verstecken, weil andere sehen dass sie sehen.

Die Übergänge sind fliessend. So wie das Kind auch nicht plötzlich erwachsen ist. Aber die bereits Erwachsenen sehen, dass aus einem Kind langsam ein Erwachsener wird. Auch die Kinder nehmen es wahr, wenn ältere Geschwister oder Spielkameraden plötzlich "anders" werden.

Wer Zugang zur Welt der Bilder hat, wer erleuchtet ist, ist noch lange nicht am Ziel. Die Schrift der Bilder muss erst langsam entziffert und erforscht werden. Damit beginnt man dann das Reich der höheren Inspiration zu betreten, usw.

Seid stolz und froh wenn ihr erleuchtet seid! Man kann es auch im Facebook zum Profil hinzufügen oder es auf die Visitenkarten drucken lassen. 😀

Wenn dann jemand kommt und sagt: "Was soll der Quatsch?", dann schaust du ihm tief in die Augen und erzählst was du siehst. Falls die Bilder keinen Sinn machen, dann kannst du erwähnen, dass das noch "work in progress" sei. Da aber die meisten Unerleuchteten damit nicht umgehen können und gleich meinen jedes Bild würde ein Stück Wahrheit bedeuten, lüge ich und sage ich würde nichts sehen. Man kann viel Schaden anrichten mit Halbwissen.

Also, sicher ist sicher. Es gibt keine Erleuchteten! Ganz bestimmt nicht unter den "Blinden".
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(18.03.2018)

Freitag, 16. März 2018

Über den Bilderstrom

Aus einem Briefwechsel über spontan sich zeigende Bilder

Wenn ich in einem "entspannt schauenden" Zustand bin, dann ist mein Bilderstromzugang leichter bzw. erst möglich (?). Mit dem "abstellen" habe ich keine Schwierigkeiten. Ich fliege schneller raus als rein.

Ausser Geschichten fällt mir spontan nichts ein.... Ich werde ein andermal versuchen mehr darüber zu schreiben. Gewisse Bilder und Filmsequenzen beziehen sich wohl auf meine körperliche und geistige Verdauung, aber das glaube ich daran zu erkennen, dass ich gerade halbbewusst an mir selbst rumkaue. Andere Bilder kommen von Wesen mit denen ich bewusst kommuniziere. Und anderes - ich weiss nicht ...

Übrigens, meine geistige Welt sieht im Alltag ziemlich einfach aus. Erst wenn ich darüber spreche oder schreibe, wird es kompliziert. Für mich gibt es nur eine Sache, und das sind Geistwesen. Die zeigen sich bildartig und die sprechen bildartig. Sehr selten höre ich etwas von den Geistwesen und dann meist nur einzelne Worte oder ganz kurze Sätze. Meist von Zwergen.

Der innere Bilderstrom, manchmal "projiziert" über das Äussere (?), ist etwas vom allerspannendsten für mich!

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(16.03.2018)

Donnerstag, 15. März 2018

Die Körper und der Meister

Ein junger, starker Mensch sitzt auf einer Bank im Park. Da kommt ein grosser Meister vorbei und sagt: "Es gibt mehr als der Körper!" Der junge Mensch antwortet: "Das interessiert mich jetzt nicht. Ich bin doch gesund und erfolgreich!"

Dreissig Jahre später sitzt derselbe Mensch wieder auf der Bank im Park. Er ist alt und sein Körper schmerzt. Da kommt der Meister wieder vorbei und sagt: "Es gibt mehr als der Körper!" Der alte Mensch antwortet: "Das interessiert mich jetzt nicht. Ich bin, wie du siehst, krank und schwach!"
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Das war nur die Hälfte der Geschichte. Als der grosse Meister vor dreissig Jahren am jungen und gesunden Menschen vorbeispazierte, traf er im Park noch einen zweiten Menschen. Dieser sah den Meister kommen und warf sich ihm zu Füssen und fragte: "Grosser Meister, was soll ich tun?" Der Meister antwortete: "Gehe in deinen Körper! Spüre ihn voll und ganz. Nimm ihn wahr und lebe ihn. Jedes Detail und alle Details zusammen. Du hast nur diesen einen Körper. Du wurdest geboren um dieses eine Leben in diesem einen Körper zu leben. Es gibt nichts anderes zu tun!"

Der Mensch befolgte den Rat des Meisters und er belebte alle seine Zellen mit seiner Aufmerksamkeit, er leitete das Licht der Liebe in alle Knochen, Sehnen, Muskeln und Organe. Jeden Tag lebte er sein einfaches Leben, tat was ihm aufgetragen wurde und war glücklich und zufrieden.

Dreissig Jahre später kam der Meister auch bei diesem Menschen wieder vorbei. Dieser sah den Meister kommen und warf sich ihm zu Füssen und sagte: "Grosser Meister, ich danke dir tausendfach für deinen Ratschlag! Als ich meinen Körper zu spüren begann, ich mich voll und ganz mit ihm verband, ich mich in mein Inneres versenkte, mein Leben von innen her lebte, sah ich plötzlich, dass es noch mehr gibt als die physische Welt. Ich begann die inneren Töne zu hören und das innere Licht zu sehen, meine anderen Körper wahrzunehmen und ebenso bei den Mitmenschen, den Tieren, den Pflanzen, den Steinen, dem Wasser, der Luft und dem Feuer. Es ist für mich einerlei, ob dieser eine Körper noch lebt oder nicht. Ich habe tausende andere!"

Der Meister winkte ihm zu und sagte: "Komm mit!" Zusammen gingen sie in das Land jenseits der Formen, die Welt der Vibration, der reinen Energie, der Töne, des Lichts, der Liebe.

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(15.03.2018)

Dienstag, 13. März 2018

Die Welt brach auseinander

Es war an einem Dreizehnten. Die Welt brach auseinander. Einzelne Stücke standen nun nebeneinander. Anfänglich konnte man sich den Kreis noch denken. Dann war auch das nicht mehr möglich. Es war nur noch Kreischen. Dann Stille. Nach einer gewissen Zeit hörte man ein Schluchzen. Alle schauten betreten auf den Boden. Da war nichts. Nach langer Zeit sagte einer: "War da nicht ein Geräusch?" Sie horchten in die Stille. Da war nichts. Ausser ab und zu ein Schluchzen. Plötzlich schrie einer: "Da drüben!" Er zeigte auf eine weisse Wand. Es war schon fast Nacht. Doch, da war was an der Wand! Hat es eine Bedeutung? Ist es schön? Egal. Hauptsache da ist was. Zeichen die keiner versteht. Keiner getraut sich die Schrift zu deuten. Plötzlich nehmen alle ein Stück vom zerbrochenen Kreis in die Hand. Alle versuchen in grösster Eile den Kreis wieder zu schliessen. Im letzten Moment, kurz bevor das Tier zuschlagen konnte, war der Kreis wieder ganz. Das Schluchzen hatte aufgehört. Alle lachten und freuten sich am schönen Kreis.

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(13.03.2018)




Montag, 5. März 2018

Trost

Ein paar Gedanken zum Thema Trost.

Der Mensch hat die Fähigkeit der Empathie, die Fähigkeit mitzufühlen. Wer nicht mitfühlen kann und dann in Wut gerät, der ist ein Monster. Solche Monster können dann nicht mehr aufhören zu töten und müssen erschossen oder weggesperrt werden. Die Therapie ist schwierig.

Wir alle sind fähig zum Mitgefühl. Man kann um so besser mitfühlen, je besser man mit den eigenen Gefühlen umgehen kann (emotionale Intelligenz). Man ist nur dann in der Lage sich auf die Gefühle des Gegenübers einzustellen, wenn der eigene Gefühlszustand im Moment einigermassen ausgeglichen ist.

Mitfühlen kann in alle Gefühlsrichtungen gehen. Da wir (unsere Gesellschaft, unsere anerzogene Psyche) ja bekanntlich enorm schmerzversessen sind, kennen wir meist nur das mitleiden. Beim mitfreuen z.B. steht oft bereits der eigene Neid im Weg.

Ein Beispiel: Ich bin soweit guter Dinge, gefühlsmässig ausgeglichen und begegne einem anderen Menschen. Meine "Gefühlstentakel" spüren dann automatisch ein wenig den Gefühlszustand des anderen Menschen. Sensible Menschen spüren das sehr stark. Ich litt früher stark in Menschenansammlungen. All die Gefühle der anderen klopften bei mir an und da mein eigenes Gefühlsmanagement schon nicht richtig funktionierte, kam dann das Gefühlschaos der anderen Menschen noch dazu. Die Gefühlsarbeit bei Anouk Claes hat mir geholfen, mich im Bad der Menge wohlfühlen zu können! Tausend Dank!

Zurück zu dem für uns einfachsten Gefühl und Mitgefühl, der Trauer. Jemand ist traurig und meine Trauersaite beginnt zu schwingen. Ich kann diese Fremdtrauer gleich wieder bei mir ausklingen lassen oder ein Stück weit mitleiden oder total mitleiden oder unter Umständen sehr viel stärker in die Trauer einsteigen als der andere.

Wenn ich nur ein wenig mittrauere, dann achte ich die sehr viel grössere Trauer des anderen und lasse ihm das gesellschaftlich hoch angesehene traurig sein. Gehe ich tiefer in die Trauer als der Mitmensch, dann wird das bei ihm meist Wut auslösen.

Was mache ich nun mit den Gefühlen meiner Mitmenschen? Ich bin keine Gefühlsmaschine und kann irgend ein Gefühlsmanagementprogramm per Knopfdruck ablaufen lassen! Ein Teil besteht sicher darin, meine eigenen Gefühle besser kennen zu lernen: Wie steht es mit meiner eigenen Trauer, meiner eigenen Freude, meinem eigenen Neid? Falls da keine inneren akuten Probleme vorliegen, dann gehe ich oft, manchmal nur für den Bruchteil einer Sekunde sehr tief in dieses Gefühl. Wie lange und wie tief das hängt von den Umständen ab und ich will hier jetzt nicht weiter darüber sprechen.

Das "Trostwunder" stelle ich mir folgendermassen vor: Ich leide mit. Der Trauernde spürt das. Ich lasse die Trauer in mir fliessen und abfliessen, was für den "Aussenstehenden" viel einfacher ist als für den direkt betroffenen. Der Trauernde spürt das und kann seine eigene Trauer jetzt auch etwas besser fliessen und abfliessen lassen. Man fühlt sich in der Trauer und der gemeinsamen Trauerarbeit vereint. Ist der Trauernde völlig in seiner Trauer untergegangen, dann hilft nur Zeit. "Zeit heilt alle Wunden", zum Glück!

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(05.03.2018)

Freitag, 16. Februar 2018

Zwei Fragen zur Aufmerksamkeit

Ich trainiere meine Aufmerksamkeitsmuskulatur und versuche die Aufmerksamkeitsfläche zu vergrössern. Ich spreche jetzt nur von der Aufmerksamkeit in Bezug zu meinem Körper. Das mache ich im liegen, aber z.B. auch beim spazieren. Ich glaube, dass sich die Fläche, die ich bewusst und in einem Zug wahrnehmen kann, vergrössert hat. Aber mich wirklich ganz, d.h. von Kopf bis Fuss, innen und aussen, total, und auf einmal bewusst wahrnehmen, das geht noch nicht...

Frage eins: Manchmal passiert es, obwohl ich von innen her versuche meinen Körper möglichst ganz wahrzunehmen, dass ich mich wie von aussen wahrnehme. Es ist manchmal, als ob ich um mich herum ginge und mich selbst von aussen her betrachtete, als ob die Aufmerksamkeit von aussen käme. Es ist kein eigentliches Problem, aber ich frage mich, ob ich mich bewusst dem widmen soll oder ob das eher ein Zeichen dafür ist, dass ich eben mit der Aufmerksamkeit in einem gewissen Sinne abschweife.

Frage zwei: Manchmal, obwohl ich mich im Moment z.B. gerade mit den Beinen befasse, spüre ich plötzlich schnell und stark irgend welche andere Körperteile. Es ist wie eine etwas nervöse Massage. Anstatt dass beispielsweise ausschliesslich die Füsse schön konzentriert massiert werden, wird kurz eine Stelle am Rücken, dann kurz die linke Hand, dann kurz irgendwo sonst massiert. Es hat etwas rasendes und chaotisches an sich und dauert höchstens ein paar Minuten. Nachher fühle ich mich belebt und angenehm durchgeschüttelt. Wird dieses rasend schnelle herumspringen der Wahrnehmung zu etwas normalem werden? Bin ich eher phlegmatisch und träge und muss ich mich erst noch an dieses ungewohnt schnelle Tempo gewöhnen?

Vielleicht klären sich beide Fragen von selbst, wenn ich mich eines Tages ganz wahrnehmen kann.

Mittwoch, 7. Februar 2018

Björk


Vor ein paar Jahren waren wir in Island. Island hat eine unvorstellbar grandiose Naturlandschaft! Es gibt ganze Berge, ja ganze Landschaften, welche heute noch so urtümlich frisch aussehen wie am Ersten Tag. Keine Strasse, kein Haus, keine Stromleitung, kein Drehhotel auf dem Bergspitz, kein Kreuz irgendwo, kein Windrad, nichts, nichts als Natur soweit das Auge reicht. Natürlich gibt es auch Siedlungen mit Strassen usw. Zudem ist die Natur skurril und so unglaublich, dass man mir das hier sowieso nicht glauben würde.

Ich habe in Island eine Freundin, eine Birke. Bäume sind auf Island eine Rarität und diese Birke ist weltweit einmalig. Sie erzählt skurrile Geschichten und lebt diese teilweise auch! Das ist absolut grenzwertig und hart am Rand zum Wahnsinn.

Im verlinkten Video von 2006 erzählt Björk Guðmundsdóttir als Antwort auf die Frage, weshalb sie mit dem Zug und nicht mit dem Flugzeug nach Köln kam, folgende Geschichte: "Der Luftdruck zwingt die Moleküle klein zu werden. ... Es ist nicht angenehm zu fliegen. Man braucht länger um sich zu erholen."

Und dann kommt jenes Weltbild zum Ausdruck, welches die Geschichten des Lebens betont und das ich mit ihr teile: "... Auch junge Leute fahren Auto in Island. Sie fahren Jeeps, das ist das am weitesten verbreitete Fahrzeug auf Island. Jeeps mit Vierradantrieb. Das ist das grösste Hobby. Wir haben nicht so viele Sachen wie Golf und Squash und Briefmarken oder Schmetterlinge sammeln... Die Leute fahren am Wochenende ins Unbekannte. Sie gehen über Gletscher und dann fallen sie eventuell in einen Spalt und sterben. Die Leute von dem einen Jeep müssen dann die Leute vom anderen Jeep retten. Und dann kommen sie zurück und haben sehr gute Geschichten zum einfangen und erzählen."

Sie hat volle künstlerische Kontrolle über ihr Leben.


The Gate:
"My healed chest wound
Transformed into a gate
Where I receive love from
Where I give love from"


Sonntag, 7. Januar 2018

Zugang zum Paradies

In den letzten Jahren hatte ich fast immer folgenden Weg zum Garten Eden gewählt: Ich gehe zu meinem Baum und frage ihn um Einlass. Der sagt so gut wie nie nein. Er fragt höchstens zurück: "Wirklich?" Dann kommt der für mich schwierigste Moment: das Eintreten in den Baum. Das geht nicht elegant wie durch eine Türe, sondern ich muss mit meinem ganzen Körper ins Holz hinein. Es ist ein oft etwas ruckliges physisches Verschmelzen. Wenn ich dann mal drin bin, dann geht alles weitere leicht. Über eine gemauerte runde Wendeltreppe steige ich drei Kreise im Gegenuhrzeigersinn nach unten. Dann kommt ein Kellergang mit Türen. Die erste Türe rechts nehme ich selten. Dort sind die kürzlich Verstorbenen. Fast immer klopfe ich mit dem angebrachten metallenen Türklopfer an der zweiten Holztüre an. Es wird von innen her geöffnet, jemand prüft mich kurz und ich kann eintreten. In einem von Fackeln und einer Feuerstelle spärlich erleuchteten Felsenkellerraum hat es einen Tisch an der Wand, an dem eine oder mehrere Gestalten sitzen. Es sind wilde, struppige Gesellen -  Naturwesen - aus einer früheren Zeit. Manchmal wechseln wir ein paar Worte und dann begleitet mich jemand nach hinten in den Raum, der Raum wird zu einem Gang und führt nach draussen auf eine Wiese. Jetzt breche ich meine Landschaftsbeschreibung ab. Je nach Richtung und Fortbewegungsmittel wird es dann sehr vielfältig... Den Rückweg mache ich selten bewusst, sondern ich bin dann einfach plötzlich wieder im "hier und jetzt".

Vor etwa zwei Monaten fing ich mich an diesem relativ komplizierten Baumprozedere zu stören und ich begann neue Techniken zu suchen. Ich fand lange keine Alternative, abgesehen von spontanen anderen Zugängen. Immer dieser Baum! Und fast immer musste es genau diese Birke sein! Es ist eine Birke an einem Weiher im Elsass, welche ich auch in mir drin habe.

Meine Geistführerin konnte vordergründig auch nicht helfen und sie wies mich stur darauf hin, meinen Energiekörper zu trainieren. Sie hat die Tendenz lieber zu befehlen als zu erklären... Ich nenne diese Energiekörper-Übungen Pratyahara - "Magnetisierung" -  und lasse mich dabei stark von Rammurti S. Mishra ("Vollendung durch Yoga", 1974) inspirieren. Im Endeffekt ist es dasselbe was Anouk Clars in moderner Sprache in den Energiefeld-Übungen beschreibt.

Ich liege auf dem Rücken und entspanne mich. Dann ein endloser Bodyscan. Meist beginne ich bei den Füssen und oft schlafe ich bei den Knien bereits ein! Ich will hier nicht die vielen in den Büchern gut beschriebenen Übungen wiederholen. Wichtig ist das Ziel: das innere und äussere Energiefeld prickelt wie mit Kohlensäure versetztes Wasser! Von den Fusssohlen bis zur Kopfhaut und darüber hinaus (äusserer Energiekörper). Das ist ein angenehm belebter Zustand. Er kann auch im Bruchteil einer Sekunde eintreten. Es muss also nicht immer stundenlang geübt werden. Einfach die Schleusen öffnen und sich vom herabstürzenden Wasserfall erfrischen lassen!

Soweit so gut. Aber wo ist nun das Paradies?

Es gibt für mich neben dem Magnetisieren noch eine andere grundlegende Übung: Ich  stehe zwischen Himmel und Erde in Form einer Lichtsäule. Es pulsiert Licht durch mich in beide Richtungen, unterstützt von meinem Atem.

Und dann im Laufe der Zeit geschah folgendes: Ich begann mich selbst rechts vorne, leicht erhöht, hell leuchtend zu sehen. Zudem hatte ich ein Stück Raum, eine Parzelle vom Garten Eden mit dem ganzen drum und dran um mich!
Mittlerweilen ist diese Parallelwelt irgendwo in meiner Nähe und ich kann meine bekannten und neue Räume betreten. Es ist wie ein alter Röhrenfernseher der irgend einen Film zeigt. Wenn ich mich darauf konzentriere, dann wird das Geschehen gross und dreidimensional und ich stehe mitten drin und die normale Welt dampft weg. Das mit der Birke geht immer noch, aber ich habe dieses Ritual in den letzten Wochen kaum mehr gemacht.

Heute war ich mit meiner Frau wieder einmal im Elsass bei der Birke am Weiher. Auf der Fahrt durch den Jura sahen wir etliche vom Sturm umgeblasene Bäume. Es kam mir die riesige Rottanne in den Sinn, welche unweit meiner Birke am Weiher steht und ich machte mir Sorgen um sie. Ich kann mit Tannen nicht so gut kommunizieren wie mit Laubbäumen, aber auch sie hat ihren Platz in mir. Ich war erleichtert als ich sie von weitem unversehrt dastehen sah. In der ganzen weiteren Umgebung war kein einziger Baum umgefallen. Ausser meine Birke! Sie war vom Weiher weg nach Osten über die Waldstrasse gefallen! Es sah aus wie eine weisse Barriere. Oder eine weisse Brücke? Sie war schon tot und ihr Faun war bereits weitergezogen. Die grosse Tanne war dafür recht gesprächig und sie erzählte mir die Hintergründe, welche ich hier nicht ausbreiten will.

Nachdenklich gingen und fuhren wir wieder nach Hause und erleichtert sah ich in meiner Meditation, dass die Birke in meinem inneren Garten immer noch steht. Ein Foto hatte ich aus Pietätsgründen nicht gemacht.

Eigenartigerweise wurde ich nicht traurig wegen der umgestürzten Birke und auch nicht wütend auf die Verursacher, welche die Tanne mir nannte. Ich konnte das ganze einfach zur Kenntnis nehmen und weitergehen. Ich war erstaunt und ein bisschen stolz auf mich.
(07.01.2018)