Ein paar Gedanken zum Thema Trost.
Der Mensch hat die Fähigkeit der Empathie, die Fähigkeit mitzufühlen. Wer nicht mitfühlen kann und dann in Wut gerät, der ist ein Monster. Solche Monster können dann nicht mehr aufhören zu töten und müssen erschossen oder weggesperrt werden. Die Therapie ist schwierig.
Wir alle sind fähig zum Mitgefühl. Man kann um so besser mitfühlen, je besser man mit den eigenen Gefühlen umgehen kann (emotionale Intelligenz). Man ist nur dann in der Lage sich auf die Gefühle des Gegenübers einzustellen, wenn der eigene Gefühlszustand im Moment einigermassen ausgeglichen ist.
Mitfühlen kann in alle Gefühlsrichtungen gehen. Da wir (unsere Gesellschaft, unsere anerzogene Psyche) ja bekanntlich enorm schmerzversessen sind, kennen wir meist nur das mitleiden. Beim mitfreuen z.B. steht oft bereits der eigene Neid im Weg.
Ein Beispiel: Ich bin soweit guter Dinge, gefühlsmässig ausgeglichen und begegne einem anderen Menschen. Meine "Gefühlstentakel" spüren dann automatisch ein wenig den Gefühlszustand des anderen Menschen. Sensible Menschen spüren das sehr stark. Ich litt früher stark in Menschenansammlungen. All die Gefühle der anderen klopften bei mir an und da mein eigenes Gefühlsmanagement schon nicht richtig funktionierte, kam dann das Gefühlschaos der anderen Menschen noch dazu. Die Gefühlsarbeit bei Anouk Claes hat mir geholfen, mich im Bad der Menge wohlfühlen zu können! Tausend Dank!
Zurück zu dem für uns einfachsten Gefühl und Mitgefühl, der Trauer. Jemand ist traurig und meine Trauersaite beginnt zu schwingen. Ich kann diese Fremdtrauer gleich wieder bei mir ausklingen lassen oder ein Stück weit mitleiden oder total mitleiden oder unter Umständen sehr viel stärker in die Trauer einsteigen als der andere.
Wenn ich nur ein wenig mittrauere, dann achte ich die sehr viel grössere Trauer des anderen und lasse ihm das gesellschaftlich hoch angesehene traurig sein. Gehe ich tiefer in die Trauer als der Mitmensch, dann wird das bei ihm meist Wut auslösen.
Was mache ich nun mit den Gefühlen meiner Mitmenschen? Ich bin keine Gefühlsmaschine und kann irgend ein Gefühlsmanagementprogramm per Knopfdruck ablaufen lassen! Ein Teil besteht sicher darin, meine eigenen Gefühle besser kennen zu lernen: Wie steht es mit meiner eigenen Trauer, meiner eigenen Freude, meinem eigenen Neid? Falls da keine inneren akuten Probleme vorliegen, dann gehe ich oft, manchmal nur für den Bruchteil einer Sekunde sehr tief in dieses Gefühl. Wie lange und wie tief das hängt von den Umständen ab und ich will hier jetzt nicht weiter darüber sprechen.
Das "Trostwunder" stelle ich mir folgendermassen vor: Ich leide mit. Der Trauernde spürt das. Ich lasse die Trauer in mir fliessen und abfliessen, was für den "Aussenstehenden" viel einfacher ist als für den direkt betroffenen. Der Trauernde spürt das und kann seine eigene Trauer jetzt auch etwas besser fliessen und abfliessen lassen. Man fühlt sich in der Trauer und der gemeinsamen Trauerarbeit vereint. Ist der Trauernde völlig in seiner Trauer untergegangen, dann hilft nur Zeit. "Zeit heilt alle Wunden", zum Glück!
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(05.03.2018)
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