Montag, 11. Juni 2018

Vom Wandern

Wie ich gerade so am Wandern bin, dachte ich, ich könnte doch ein paar Gedanken dazu posten...

Die Landschaft ist schön und es geht recht steil bergan. Ich schnaufe und schwitze. Da höre ich Schritte hinter mir. Es kommt einer in Laufschuhen und ohne Rucksack. Er rennt leichtfüssig an mir vorbei den Berg hoch! Kurze Zeit später kommt eine Gruppe Velofahrer den gefährlich steilen Bergweg runter. Voller Verwunderung schaue ich diesen Lebenskünstlern zu. Der eine fährt dann mit der Gondel wieder runter, die anderen mit der Gondel wieder hoch.
Ich bin jedoch auf einer langen Wanderung, einer mehrtägigen. Eigentlich einer mehrjährigen, einer die sich über zahllose Leben hinweg erstreckt.
Es ist eine einsame Sache, aber zwischendurch trifft man auch andere Wanderer. Insbesondere in den Bergrestaurants, den Hotels und Resorts hat es zahllose Menschen, welche einen Zwischenstop einlegen. Eigenartigerweise ist in diesen Bergdörfern alles gratis, so eine Art "all inclusive". Man kann auch sehr lange an solchen Orten bleiben. Aber früher oder später will oder muss jeder weiter. Und dann schnauft und schwitzt man wieder. Das Wandern ist nicht gratis zu haben.

Es ist eine eigenartige Geschichte und das was andere schon versucht haben über diese Wanderung zu schreiben, tönt nicht weniger seltsam.
H. P. Blavatsky verfasste eine Wegbeschreibung basierend auf der tibetanischen Version vom "Buch des Dzyan" des Daoisten Ly-tzyn. Das tönt im ersten Band ihrere Geheimlehre (1888), der Kosmogenesis, in Strophe VII, folgendermassen: "1. Siehe den Anfang des fühlenden formlosen Lenbens. Zuerst das Göttliche Vehikel, das Eine von dem Muttergeiste (Atman), dann das Geistige (Atma-Buddhi). Die Drei von dem Einen, die Vier von dem Einen, und die Fünf, von welchen die Drei, die Fünf und die Sieben. Diese sind die dreifachen und die vierfachen abwärts Steigenden; die aus der Seele geborenen Söhne des Ersten Herrn, die leuchtenden Sieben (die sieben schöpferischen Rishis, die jetzt mit dem Sternbilde des grossen Bären in Verbindung stehen). Sie sind es, welche da sind: Du, Ich, Er, o Lanoo! Sie wachen über dich und deine Mutter, Bhumi (Erde)."

Rudolf Steiner spricht von 7*7*7*7*7=16807 Entwicklungsstufen. Momentan seien wir in der Germanisch-Angelsächsischen Epoche (1413-3573 n. Chr.), der fünften nachatlantische Kulturepoche.

Wie dem auch sei. Ich weiss es nicht.

Unterwegs auf der Wanderung sehe ich viel Schönes und auch sehr viel Skurriles, was ich nicht verstehe. So traf ich kürzlich oberhalb einer Felswand einen Wanderer, der behauptete, er sei ein Steinbock und beschlossen hatte, nicht mehr weiter zu gehen. Ich staunte und meinte:
"Pass bloss auf, dass du nicht abstürzest!"
"Warum sollte ich abstürzen! Ich bin ein Steinbock und somit absolut trittsicher. Zudem gefällt es mir hier sehr gut! Es hat genug Gras und die Aussicht ist herrlich."
Leicht verstört ging ich weiter.

Auf "der Karte des Rumtreibers" sehen die Wanderungen nochmals völlig anders aus. Man sieht dort, dass die Menschen kreisförmig wandern. Sie gehen in die Migros und wieder zurück. Sie gehen zur Arbeit und weider zurück oder verreisen in den Urlaub, nur um wieder zurückzukommen.

Was man allerdings auf dieser Karte nicht sieht, ist dass es grundsätzlich zwei Arten von Menschen gibt. Die einen verlassen das Haus und sind teilweise schon in der Migros und wenn sie dann in der Migros sind, sind sie grösstenteils schon wieder woanders. Die anderen, die Wanderer, gehen raus und schliessen das Haus ab für immer. Sie werden vielleicht nie mehr zurückkehren. Und wenn sie in der Migros sind, dann sind sie ganz in der Migros, falls sie da überhaupt ganz reinpassen. Und wenn sie wieder nach Hause kommen, dann bleiben sie dort für immer.

Die Einkaufszettel sehen ähnlich aus:
- Brot
- Milch
- Butter

Nur schreiben die, die bewusst wohin wollen, noch eine Titelzeile dazu. Es ist immer dieselbe: "Einkaufen bei Gott:".

Die einen leben sogenannt normal, die anderen sind am wandern, wollen wohin. Man sagt auch, sie sind am "Üben".

Das Schicksal stellt das Übungsmaterial bereit. Und sobald eine Übung einigermassen geht, dann kommt die nächste. Natürlich ist das für alle Menschen so. Nur sehen es nicht alle so. Muss man auch nicht...
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11.06.2018

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