Donnerstag, 25. August 2016

Aufmerksamkeit; Marie Benoit

Heute war ich zusammen mit meiner Frau im Grundkurs bei Anouk Claes in Münchenstein. Es ging vorwiegend um das Thema "Aufmerksamkeit". Ich sitze im Garten unter der Weide und bin am Aufarbeiten von all dem vielen Interessanten und Schönen, das wir heute gehört haben. Es war wie immer total spannend.

Die Sachen, die ich hier schreibe, sind natürlich stark von solchen Kursen geprägt. Was ich publiziere ist aber immer meine eigene Interpretation der Dinge.
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Beim Einnachten kam wieder einmal Marie Benoit S. aus dem Elsass vorbei. Sie besucht uns mehrmals pro Jahr. Eine Zigeunerin, welche früher jeweils mit Körben von Haus zu Haus lief. Seit vielen Jahren Epileptikerin mit eingebautem Drug Dispenser. Früher eine starke Raucherin, hat seit ein paar Jahren einen diagnostizierten, unbehandelten Lungenkrebs und immer wieder Absenzen mit Stürzen. Sie lebt seit immer unter dem Existenzminimum. Ihr Mann hatte sich vor etlichen Jahren aufgehängt. Marie Benoit zog dann die Kinder alleine auf. Ohne finanzielle Zuschüsse aus der Schweiz hätte man ihr die Kinder entzogen. Oft war sie schon völlig am Ende. Sie ist total abgemagert. Aber sie läuft und läuft. Früher mit Körben, jetzt ohne.

Ihre Mutter wohnt im Wagen. Heute ist ihr 80er Geburtstag. Das letzte mal kamen beide zusammen mit einem Auto. Über Landstrassen und Feldwege. Das Fahrzeug hatte weder eine Versicherung noch war es fahrtauglich.

Mare Benoit strahlt und lächelt, hat mit dem Leben und ihrem Schicksal abgeschlossen. Völlig gläsern und zerbrechlich kann sie kaum noch sprechen. Sie bekommt zu Essen und zu trinken und Proviant für den Heimweg und einen beachtlichen Batzen. Dankend entschwindet sie in die Nacht.

(25.08.2016)

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