Mittwoch, 13. September 2017

Die "Orangensaftvision"

Seit ein paar Tagen kaue ich an den Nachwirkungen einer Vision. Ein Stück weit hält sie auch an.

Alles sieht so künstlich und provisorisch aus. Die Häuser sind Spielzeughäuser und die Berge sind aus Plastillin. Alles kann jederzeit völlig neu arrangiert werden. Die Welt ist eine Spielzeugwelt. Kleine Figürchen mit traurigen und fröhlichen Gesichtern rennen herum. Alles ist so was von egal. Die Dinge sind leicht und durchscheinend. Die Wirklichkeit erscheint mir unwirklich. Das Interessante, Bewegende, schimmert durch die Fassaden. Man könnte die Mauern eigentlich auch weglassen. Es würde sich im Wesentlichen nichts ändern.

Alle sind am kiffen! Ich kenn mich damit zwar nicht aus, aber irgendwie scheint es so.

Am Montag war ich bei der Arbeit in Basel und über Mittag machte ich einen langen Spaziergang durch die Stadt. Ich konnte kaum gehen. Dauernd dachte ich, ich muss mich irgendwo hinsetzen! Ich ass ein Sandwich zur Beruhigung und schaute unentwegt auf meine Füsse, damit ich nicht hinfliege. Zudem hoffte ich, dass ich niemandem begegne, den ich kenne. Ich ging dann wie so oft ins Münster und setzte mich dort, oben im Chor, auf meinen Stuhl. Da mache ich immer Augenübungen mit einem riesigen farbigen Fenster. Diesmal ging es nur um eines: was mag das bedeuten? Stimmt das irgendwie? Und was ist denn eigentlich das Problem mit den "Konzepten und Glaubensvorstellungen"? Und überhaupt, was ist was?

Was war passiert? Ich hatte am Sonntag die geistige Welt und die Welt der Konzepte ineinander verschränkt, gesehen!?! Oder zumindest einen Teil davon. ("Jetzt ist der Alte ganz übergeschnappt!")

---

Ich lag am Sonntag da, entspannte mich und genoss das Prickeln der Energie in mir und um mich. Da kam mir plötzlich die Idee, die ganze Sache von "aussen" zu betrachten. In einem Ruck riss ich mich los und schaute von rechts oben auf ein Szenario, das sich mir nach und nach immer klarer zeigte.
Ich sah etwas grosses Gelbes. Riesig und von nicht ganz klarer, aber doch mehr und mehr kompakter Form. Es leuchtete zwar gelb, ist aber doch eher eine Art von sich bewegender Flüssigkeit.
Rundherum ist es schwarz bzw. sehr dunkel. Später sah ich dann, dass es eine Art leuchtendes Dunkelviolett ist.

Dann sah ich, dass von dem riesigen Orangensaftfass Leitungen weg führten. Gelbe, mehr oder weniger dicke Linien. Diese Linien sind nicht unbedingt gerade, sondern oft gebogen. Dann schaute ich mir die Leitungen von Nahe an und ich sah, dass der Orangensaft in Rohren pulsierte. "Pulsieren" ist etwas eigenartig für eine Flüssigkeit. Das würde eher zu einem elektrischen Strom passen. Wie auch immer...

Dann schaute ich an den Rohren weiter, immer weiter weg vom zentralen Behälter. Ich schaute mir den Rand der Rohre an, welcher sich mehr oder weniger schwarz vom Gelb der Flüssigkeit und Dunkelviolett des Hintergrundes abhob. Da sah ich bekannte Gebilde am Saft, am Rohrrand, kleben: Bäume, Häuser, Menschen, ganze Szenerien. Das sah alles, im Vergleich zur Orangensaftbahn, recht unwirklich, vorläufig, unbedeutend aus. Aber das ist unsere Welt!

Die Saftleitungen verzweigen sich nicht. Es gibt hin zu jedem Ding (Objekt, Pflanze, Tier, Mensch, usw.) eine eigene Leitung. Jedes Blatt des Baumes hat seine direkte Leitung von der Zentrale her!
Im Alltag habe ich dann gemerkt, dass ich von "jedem" Ding aus den Weg zum Saftfass und von dort auch zu mir finden kann. Das geht sehr schnell! Umgekehrt kann ich auch vom Fass her versuchen, die richtige Leitung zum Ding hin zu finden, indem ich den Namen nenne oder eine Erinnerung wach rufe. Allerdings lande ich schlussendlich oft irgendwo...

Ich habe das Gefühl, mit allem verbunden zu sein, aber ich hänge auch nur an einer Leitung. Ausser ich tauche wieder ganz ein, und dann sieht alles noch viel unbeschreiblicher aus.

Aus praktischen Gründen frage ich mich auch, wo eigentlich das Saftfass anzusiedeln ist? Wahrscheinlich ist das nicht so wichtig, aber ich nehme an, dass das Erdinnere ein guter Ort dafür ist. Ich erinnere mich, dass Anouk Claes einst sagte, man könne via Boden sich mit Menschen verbinden.
Das mit dem Boden geht auch gut wegen der Schlange, die mich oft begleitet. Die rennt unter mir und im Umkreis von mir durch das Erdinnere. Manchmal wird dadurch (?) der Boden gar zähflüssig bis flüssig bis dampfend. Spätestens dann kann ich nicht mehr richtig gehen. Ich kann das etwas hinauszögern, indem ich mich auf die Ferne konzentriere, aber früher oder später ist Schluss und ich brauche eine Pause.

Dieses Verbundensein via Orangensaft ist nur ein Aspekt. Das steht nicht im Widerspruch zur Kommunikation mit Worten, von Herz zu Herz oder von Baum zu Baum, usw.

---

In der Taufnische des Münsters lag eine grosse Bibel. Ich habe einen Teil der aufgeschlagenen Seite fotografiert:
"aus trockenem, dürrem Land, wo kein Wasser ist"
Ich wünsche uns allen, dass wir genug Wasser finden!
(13.09.2017)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen