Freitag, 14. Juli 2017

Kühe bei Stadtkyll

Auf einem Abendspaziergang kamen wir an einer riesigen, malerisch am Waldrand gelegenen Kuhweide vorbei. Eine Gruppe von etwa 20 Kühen graste eingezäunt oberhalb des Weges.

Es waren riesige, glänzend braune, sehr muskulöse Tiere. Die Kälber tranken die Milch der Mütter und wenn ein Kalb nicht genug bekam von der eigenen Mutter, dann durfte es auch bei den anderen Müttern probieren.

Wir blieben lange, mindestens eine halbe Stunde stehen. Sie kamen etwas näher zu uns, aber wir versuchten nicht die Tiere irgendwie anzulocken. Sie frassen Gras und die ganze Herde strahlte Ruhe und Frieden aus.

Sie träumten. Ich weiss nicht ob von anderen Kühen in der Nähe, von der Vergangenheit oder einfach von ihrer Kuhwelt. Man konnte sehen, wie sie alle über den Atem auf einer "Linie", einer Ebene, sich bewegten.

Dass sie keine Hörner hatten, das interessierte sie jetzt nicht. Dass ein Bolzenschuss ihrem Leben ein Ende bereiten wird und dass wir sie dann verspeisen werden, das war ihnen klar, aber nicht wichtig. Sie waren voll und ganz aufgelöst in diesem riesigen, sanftmütigen Kuhwesen.

Es war auch ein Stier dabei. Noch nicht voll ausgewachsen aber der allgemein anerkannte Chef. Er kam zu mir und schaute mich an. Wir schauten uns in die Augen, dann schauten wir wieder weg, aber innerlich waren wir miteinander beschäftigt. Er stand oberhalb vom Weg direkt vor mir. Ein wunderschönes starkes Tier!

Er war hundert mal stärker als ich. Aber wer hat mehr Macht? Gegenseitig schaukelten wir uns hoch. Das ging eine zeitlang gut, aber dann schob der Stier sein Rückgrat, kaum sichtbar, leicht zurück und mit den Hinterbeinen ging er andeutungsweise in die Knie. Er war bereit zum Sprung! In dem Moment bekam ich riesige Angst, Todesangst! Augenblicklich liessen wir einander los.

Der Stier begann leise lächelnd wieder Gras zu fressen und ich kümmerte mich um meine weichen Knie.

Am nächsten Tag "träumte" ich nochmals von den Kühen. Es war eine viel kleinere Gruppe von Tieren und waren kleiner und eher grau-braun. Sie grasten in einem kleinen, stark bewaldeten Tal. Zwischen den Bäumen hatte es hohes, dunkelgrünes Gras. Ich sass weiter oben neben einem Stein. Ich hatte einen Stecken in der Hand und passte auf die Kühe auf. Ich schaute den hoch oben fliegenden Vögeln zu. Es war eine andere Zeit und ein anderes Land.

(14.07.2017)

Montag, 10. Juli 2017

Nichts liegen lassen?

Auf einer Wanderung in der Vulkaneifel begegnete uns der unten wiedergegebene schöne Rastplatz. Mitten im Wald hatte es zwei urchige Holzbänke und davor eine Marienstatue. Wir blieben stehen - die Bänke waren zu nass vom Regen - und schauten uns den Ort an.

Eine wunderbar feierliche Stimmung herrschte hier in der Abendsonne. Das "Heiligtum" war allerdings nicht die Maria, sondern eine Stelle rund zehn Meter schräg rechts hinten zwischen den Tannen. Barbara hat mir dies bestätigt. Die Maria fungiert als Wächterin.

Wir blieben lange und umrundeten etliche Bäume im Bereich der Bänke.

Da sah ich, dass in der Rücklehne des linken Sitzbankes ein kleines Schild eingenagelt war. Auf diesem stand:
"Setz Dich. Wanderer
sei hier Gast.
Doch nimm wieder mit,
was du hergebracht hast."

Solche und ähnliche Abfallvermeidungssprüche gibt es in unzähligen Variationen und sie "schmücken" so manchen Rastplatz. Aber kann man einen unordentlichen Menschen, einer der das Käsebrotpapier im Wald liegen lässt, mit einem Spruch umerziehen? Wohl kaum!

Wieso kommt jemand auf die Idee, ich könnte mich so verhalten? Tragen wir Menschen denn nur Dreck mit uns rum? Gibt es nichts Wertvolles, was man liegen lassen kann?

Eine "heilige Wut" ergriff mich und wir blieben noch ein paar Minuten länger. Lang genug, um noch ein bisschen mehr Feenglitzer über den Ort zu streuen.

(10.07.2017)

V

Donnerstag, 6. Juli 2017

Wie nutze ich meine Zeit richtig?

Es ist Ferienzeit! Landauf, Landab schliessen die Schulen. Man verreist mit Kind und Kegel. Auch den Lehrern und Lehrerinnen und deren Ehepartner bleibt nichts anderes übrig, als eben dann zu verreisen, wenn es Zeit ist.

Wir verreisen heute.

Zeit - nicht nur die Ferienzeit - ist etwas kostbares. Man sagt auch: "Zeit ist Geld!". Gerade auch ich als evangelisch-reformierter Protestant habe mitbekommen, dass der Müssiggang aller Laster Anfang ist. Ich wertschätze die Zeit, indem ich möglichst viel tue. Wir sind eine Gesellschaft von Machern. Der erfolgreiche Nimmermüde ist das Ideal.

Irgend einmal kommt die Frage: "Was genau soll ich tun und warum? Was macht denn Sinn?"

Darüber wird seit Jahrtausenden diskutiert und geschrieben und moralisiert und empfohlen und ...

Ich tue erst einmal nichts. Gar nichts. Einfach weiterschlafen. Die Welt sich selbst überlassen und nachher erstaunt feststellen, dass alles weiterläuft, auch ohne mich.

"Müssen war gestern!" Immer wieder fällt mir dieser Buchtitel von Anouk Claes ein.

Vor ein paar Jahren war ich in einer Gruppenmeditation, welche zur Einstimmung mit einem langen, mantra-artigen Lied anfing. Unendlich oft kam der Refrain "Es gibt nichts zu tun" und am Ende, bevor die Stunde anfing, kam dann die Strophe: "Also fangen wir an!"

Was soll ich nun also tun, wenn überhaupt. Schlafen kann man ja auch nicht ewig! Was nun? Das kann man nicht sagen! Es gibt keine allgemeingültige Antwort auf eine so fundamentale Frage, könnte man meinen.

Doch... Zumindest für mich gibt es eine: Die Antwort kommt von innen. Eine tiefe Sehnsucht steigt auf. Nach Friede, Erfüllung, Schönheit, Liebe. Im Herzen beginnt es zu brennen und leuchten. Die bunten "Energie-Mücken" fliegen wie wild und ich weiss, dass ich die Zeit richtig nutze. Was immer ich dann tue, es ist das Richtige. Weil mein innerer Hunger und Durst mich dahin geführt haben. So wie die Gazelle in der Savanne. Sie riecht das Wasser und diesem Geruch folgt sie meilenweit, unaufhaltsam, bis zum Fluss und letztlich bis in den Tod.

So, jetzt "müssen" wir noch das Zelt checken. Und dann ab die Post!

Alles Liebe und habt eine gute Zeit, zu Hause oder noch weit weg von zu Hause, wo auch immer!

Namaste

(06.07.2017)