Lieber T.,
vielen Dank für dein Email. Wie du siehst, bin ich nicht sonderlich schnell in der Bearbeitung davon...
Am schnellsten erreichst du mich per SMS (xxx xxx xx xx), die "Telefonfunktion" meines Mobiles ist meist ausgeschaltet. Wie in der Firma, dort kommunizieren wir auch immer zuerst per Messenger (Google Hangout, Lync, etc.), bevor wir uns dann auf irgend ein anderes Kommunikationstool (Gespräch via Kabel oder Meeting oder Screensharing oder ...) einigen.
Ein Nachbar von mir ist Kettenraucher. Immer wenn ich ihn husten höre, denke ich, "er lebt noch". Ein anderer Nachbar wischt stundenlang mit dem Reisbesen seinen Vorplatz. Wenn ich ihn wischen höre, denke ich, "er lebt noch". So sehe ich das auch mit Facebook. Wenn ich ab und zu ein Lebenszeichen von jemandem dort sehe, dann denke ich, "der lebt noch". Es ist ein bisschen wie husten auf Distanz. Man kann auch Postkarten schicken oder Emails schreiben.
Früher schrieb ich viel auf Papier und habe Photos (Dias und Negative) gemacht. "Tonnenweise" liegt das Zeugs irgendwo herum. Meine Nachkommen werden eine Schuttmulde bestellen und nach ein paar Stunden ist alles weg.
Ich bin ein "Internet-Kind" der ersten Stunde und bin sehr froh über all die vielen technischen Möglichkeiten! Alle meine Photos werden von Google gratis für mich gespeichert! Ich schreibe soviel ich mag ins Internet, z.T. "anonym", und kann dann seelenruhig an meinen Texten arbeiten und muss keine Papiere ordnen und muss auch nichts wegwerfen. Manchmal lese ich etwas vor, denn 99% von dem was ich öffentlich schreibe, wird nur von Robotern gelesen.
Die (Internet-) Technik funktioniert bestens für Texte und kleine Photos und kurze Filmchen. Alles andere lässt sich nicht flach drücken! Nicht das Kochen, Malen, Bildhauern, Musizieren, Sprechen, Bewegen, usw.
Reden und Zuhören sind auch so wunderbare Sachen! Das sind ganz andere Dimensionen als das Facebookhusten! Alles mag seine Berechtigung haben, aber was bleibt sind die "Stimmungen", die Momente wo ich mir die Zeit nahm für etwas, wo ich mir soviel Zeit nahm für etwas, dass sich meine Seele mit etwas verbinden konnte. Wenn eine innere Saite - wie Du weisst spiele ich weder Geige noch Gitarre - zu klingen beginnt. Die Resonanz zu den Dingen, den Wesen, den Menschen, das ergibt dann die "Symphonie".
Vielen Dank für Deine Gedanken und man kann nicht genug vor der totalen digitalen Zerstreuung warnen!
Mir kommt gerade in den Sinn, dass wir schon lange von einem Lagerfeuerabend träumen, oben auf dem Col de H.! Wie wäre es mit morgen Freitag gegen Abend? Jetzt darf man sicher wieder draussen Feuer machen, es hat ja geregnet. Ich ruf Dich an, bzw. sende Dir ein SMS....